Erst mal zu dem Foto oben: so sieht es am Abend neben dem Haus aus, in dem ich wohne. Ich bin nun 2 Wochen hier und es ist am Abend schon eine halbe Stunde länger hell – das merkt man richtig, wie die Tage länger werden.
Am Uni Campus haben die unterschiedlichen Studienrichtungen Pubs in denen manchmal einfach Bar-Betrieb ist aber auch manchmal Events statt finden.

Vorigen Freitag waren wir bei solch einem Event der Geografen – Burn’s Night hieß das, es ging da um den schottischen Nationaldichter Robert Burns. Ein Professor – in Schottenrock – hat Texte verlesen, dann gab es Haggis zu essen und Whiskey Verkostung. Anschließung wurde noch ein Tanz einstudiert und zu Live Musik getanzt. Gekostet hat das alles (bis auf die Getränke) nichts. Anschließend sind wir noch auf eine Erasmus Party gegangen. War gar nicht soo schlimm wie ich vermutet habe, aber trotzdem, naja …
Am Vormittag war ich noch bei einer Bustour durch Stockholm. Die Uni hatte mehrere Busse und Guides organisiert und wir wurden 2 Stunden lang durch die Stadt chauffiert und haben einiges interessantes erfahren.
Am Samstag bin ich dann mit Vincent, den ich aus dem Schwedischkurs kenne, in Södermalm herumgelaufen – schön war’s:


Sonntag Abend hab ich dann zum Essen in unserer Wohnung geladen. Die Cooking Challenge hat Lasagne für Jänner auf den Menüplan geschrieben. In Schweden kann man ja auch am Sonntag alles einkaufen (die Supermärkte haben oft jeden Tag bis 22:00 offen, daran gewöhnt man sich recht schnell). Also alles, außer Alkohol. Den kann man nur in den staatlichen Shops erwerben die immer schon am Samstag am frühen Nachmittag zusperren. Ich hatte gedacht es gibt da Ausnahmen weil ich bei einem Supermarkt auch Wein im Regal gesehen habe. Für die Lasagne wurde Rotwein benötigt, den ich dann auch in besagtem Supermarkt erworben habe. Merlot – Product of Germany. Dass da ‚Alkoholfritt rött vin‘ dabei steht hab ich erst Zuhause gesehen – mir war gar nicht bewusst, dass es alkoholfreien Wein gibt. Da haben sie mich reingelegt, die Schweden. Naja, das Essen war trotzdem gut und der Abend sehr nett.
Am Montag Abend waren wir dann wieder in der Stadt unterwegs. Als Erasmusstudent ist man ja dazu verpflichtet, mindestens 2x pro Woche auszugehen. Das unterschreibt man in dem Vertrag. Wirklich. ;-)
Jedenfalls hat es uns in ein Jazz Lokal verschlagen. Franziska, eine Musikstudentin aus Österreich, hat das glaub ich ausgesucht.
Glenn Miller Cafe – klingt schon mal super. Dort angekommen folgende Szene: nettes kleines Lokal, vollkommen überfüllt. Na gut, dann stehen wir halt die ganze Zeit. Die Band: 2 Saxophonisten, 1 Kontrabassist und ein Schlagzeuger beginnen „Free Jazz“ zu spielen. Hab ich noch nie erlebt, war – nennen wir es „interessant“.
Auch wie die Zuschauer im Lokal so reagieren. 2 Lieder haben sie bis zu Pause gespielt, die war nach ~45min. Dann sind wir gegangen, weil es so heiß und eng war. Vor dem Lokal noch ein bissl mit einem Schweden geplaudert, fragt er uns woher wir so kommen. Finland, Austria … Austria? The saxophonist is from Austria! Na gut, dann wieder rein und mit dem Saxophonisten plaudern. Er ist Schwede und ist mit einer Burgenländerin verheiratet. Sie wohnen in Kittsee. Er organisiert öfters Jazz Events in Parndorf und Wien. Der andere Saxophonist heißt übrigens Fredrik Ljungkvist, der hat sogar einen Wikipedia Eintrag auf Deutsch, der muss schon richtig berühmt sein ;-) http://de.wikipedia.org/wiki/Fredrik_Ljungkvist
An dem Abend waren wir zu sechst unterwegs – 3 Finninnen und 3 ÖsterreicherInnen. Eigentlich hatte ich nicht vor überhaupt Kontakt zu Österreichern zu haben – man will ja Kontakt zu Schweden und anderen internationalen Leuten – aber sie sind sehr nett und wir sprechen immerhin kein Deutsch – also fast.
Diese Woche hat dann auch der zweite Kurs auf der Uni begonnen. Eigentlich läuft das hier auf der Uni anders ab, als ich dachte, dass es ablaufen würde. Ich dachte, dass die Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht sind und mehr Seminarcharakter haben. Tatsächlich läuft es genau so ab wie bei den Vorlesungen bei uns. Nur sind wir hier immer recht wenig Leute. Es sind aber auch alles LVs aus dem Master. Ein Unterschied ist jedoch, dass man mehrmals die Woche LV hat und eben nur über das halbe Semester. Weiters gibt es Projekte bzw. Aufgaben an denen man arbeitet und nicht nur am Ende des Semesters für die Prüfung lernt.
Ich würde ja gerne auch das schwedische Schulsystem ein bissl näher kennen lernen, ich hoffe, dass ich mal die Möglichkeit bekomme zu hospitieren – also Unterricht zu beobachten. Hab letztens mal recherchiert ob es in der Nähe auch Gymnasien gibt (in Schweden dauert das Gymnasium nur 3 Jahre, also da gibt es quasi nur die Oberstufe, davor ist man in der mellanskola – also Mittelschule). Hab dann sogar ein IT Gymansium gefunden und die hatten heute Tag der offenen Tür, den ich natürlich besucht habe. Mit einem Lehrer hab ich dann geplaudert und mal meinen Wunsch angebracht, er hat gesagt er wird das mal an die Englischlehrerin weiterleiten (weil Deutsch wird an der Schule nicht unterrichtet und ich würd dem Unterricht schon gern auch inhaltlich folgen können …). Ich hoff das wird was, werde dem Direktor noch eine Email schreiben.
Am Nachmittag war ich dann noch in der Fotografiska. Das ist quasi ein Foto-Museum. Mir ging es hauptsächlich darum die Fotos von Jimmy Nelson zu sehen. Er hat eine Serie mit dem Namen „Before they pass away“ fotografiert. Es geht dabei um indigene Bevölkerungsgruppen. Wirklich gute Fotos!
Die zweite Ausstellung, die dort zu sehen war, waren Fotos von Herb Ritts. Der Name sagte mir gar nichts, aber viele Fotos davon kannte ich und umso mehr begeistert war ich dann als ich seine anderen Fotos sah und erfuhr, dass er u.a. auch das Video zu „Wicked game“ gemacht hat. Das war ja damals, es wurde 1991 veröffentlicht, ein Skandal so ein Musikvideo im Fernsehen zu zeigen. Nicht, dass ich mich dran erinnern könnte es als Baby mitbekommen zu haben, das hab ich mal gehört. Die erste Version des Musikvideos war übrigens von David Lynch, aber es kennen alle nur die zweite Version:
Um ein bissl name-dropping zu betreiben hier ein paar Leute, die er fotografiert hat: Cindy Crawford, Naomi Campell, David Bowie, Jack Nicholson, Demy Moore, Madonna, Michael Jackson, Seymour Philip Hoffman, Sinnead O’Connor, John Travolta, Sean Penn, Mel Gibson, Julia Roberts, Al Pacino, Drew Barrymore aber auch Helmut Newton und viele viele mehr. Also, absofort kennt den Namen jeder von euch: HERB RITTS!
Zwischendurch war ich auch ein einem Buchgeschäft um mir ein Englisches Buch zu bestellen und hab dann wieder bei den schwedischen Kinderbüchern vorbei geschaut. Diesmal hab ich mir Emil i Lönneberga von Astrid Lindgren gekauft. An der Kassa haben sie mich gefragt ob sie es als Geschenk einpacken sollen – glaubt ja niemand, dass das für mich ist. Es ist allgemein so, dass meist angenommen wird, dass ich Schwede bin bzw. zumindest Schwedisch spreche. Es ist mir noch nie passiert, dass mich jemand gleich auf Englisch angesprochen hat oder zu Englisch gewechselt hat, als ich auf schwedisch gesprochen habe. Das passiert ja typischerweise.
Morgen gehts zur Eiskunstlauf EM und am Dienstag beginnt der Schwedischkurs – yeah!









Ich wünschte, ich könnte die Fotos von Jimmy Nelson in groß anschauen gehen… Ich schaue mir öfters den Bildband im Fotogeschäft an, aber das ist nicht das Gleiche.
Und überhaupt – was ist das für ein Leben: Pub – kochen – Jazzbar – Fotoausstellung – Sightseeing – spazieren gehen im Schnee – lesen – Eiskunstlauf WM… warum habe ich nie Erasmus gemacht??? You’re living the dream!! :-) Weiter so!
Ich hab an dich gedacht, als ich gesehen habe, dass diese Fotos zu sehen sind, weil du mir ja mal erzählt hast, dass du dieses Buch auch „liebst“.
Naja, um all die Dinge zu machen muss man ja kein Auslandssemester machen, das geht in Zürich sicher auch und kostet vermutlich gar nicht so viel mehr ;-)