Einiges hab ich erlebt in den letzten 2 Wochen, hier nun endlich meine Erzählungen dazu.
Wie angekündigt waren meine Eltern 3 Tage auf Besuch. Am ersten Tag sind wir hauptsächlich in der Stadt herumgelaufen – ich glaube über 24.000 Schritte waren es an diesem Tag. Vom Hotel aus sind wir Richtung Södermalm gegangen, dort den Monteliusvägen entlang der Küste mit toller Aussicht auf Gamla Stan und Normalm. Dort dann das vermutlich erste Selfie meiner Eltern aufgenommen:


Am nächsten Tag waren wir dann beim Schloss Drottningholm – dem Wohnsitz der königlichen Familie. Erst gab es eine Führung durchs Schloss, dann haben wir uns den Garten angesehen und anschließend noch das Theater.
Am Abend war dann Kulturnacht in der Stadt. Da haben viele Museen die ganze Nacht offen und es ist freier Eintritt und es gibt sehr viele kostenlose Veranstaltungen und Vorführungen über ganz Stockholm verstreut. Ich war bei der Ballettakademie und hab dort 3 kurze Performances gesehen und es wurde auch ein Film gezeigt. Hier der Film, damit ihr euch vorstellen könnt was dort so gezeigt wurde – nämlich kein klassisches Ballett.
Die Ballettakademie hat zum ersten Mal bei der Kulturnacht mitgemacht und als ich gekommen bin hab ich mal ca. eine dreiviertel Stunde vor der Tür gewartet bis ich überhaupt rein gekommen bin, es hat sich aber ausgezahlt, wie ich finde.
Anschließend hab ich noch kurz in der Oper vorbei geschaut, da war aber gerade eine Vorstellung am Laufen und deswegen nicht viel zu sehen außer dem Eingangsbereich und dem Pausenraum (falls das so heißt)
Am Sonntag waren wir dann noch in Sigtuna – das ist die älteste Stadt in Schweden und sehr nett für einen kurzen Ausflug. Die Altstadt ist sehr schön, es gibt Runensteine zu sehen eine Jause bei Tant Bruns ist auch ganz nett.
Danach sind meine Eltern schon zum Flughafen. Es war sehr schön ein paar Tage ein richtiger Tourist zu sein aber auch, dass ich „meine Welt“ ein bisschen herzeigen konnte. Wenn die Eltern auf Besuch sind ist natürlich auch toll, dass man in Restaurants essen geht und sie Dinge aus der Heimat mitbringen (ganz abgesehen davon, dass man einfach mal wieder Zeit mit seinen Eltern verbringen kann). Aus den „bestellten“ 8 Pkg. Mannerschnitten sind dann halt 28 oder so geworden, jetzt muss ich halt wieder ein bissl mehr naschen …
Ich bin am Abend dann ins Kino um „im Keller“ von Ulrich Seidl anzusehen. Ulrich Seidl war ja ein paar Tage zuvor in Stockholm weil der Film hier Premiere hatte und es auch ein Publikumsgespräch mit ihm gab. Wenn man der einzige Österreicher im Kino ist reflektiert man das ganze was da im Film passiert schon bissl mehr auf sich – Unbehagen garantiert. Es war aber auch interessant zu bemerken, wie viel man einfach nicht übersetzen kann und somit verloren geht, wenn man die Originalsprache nicht versteht.
Am 30.4. – also immer der letzte Tag im April ist Valborg, also Walpurgisnacht. Das wird in Schweden recht groß gefeiert. Studenten aus dem ganzen Land pilgern nach Uppsala und feiern dort dann gleich mehrere Tage – zum Glück hatten wir es nicht ganz so weit dort hin. Am Haupttag wird mit einem Champagnerfrühstück im Park begonnen (das war uns aber zu Früh), anschließend gibt es ein Bootrennen am Kanal. Die Studenten basteln aus Styropor Boote mit denen sie den Kanal hinunterfahren, wobei es aber 2 Stufen zu überwinden gilt. Viele sind verkleidet und manche bauen sehr extravagante Boote. Also es ist kein Rennen auf Zeit sondern es geht eher darum man es schafft, mit dem Boot bis ins Ziel zu kommen.
Entlang des Flusses stehen ein paar Tausend Leute – von Jung bis Alt und sehen dabei zu. Mehr oder weniger lautlos wird einfach nur zugeschaut. Kein anfeuern, zujubeln, die tollen Boote oder Kostüme akustisch wertschätzen, gar nix. Die stehen einfach nur herum und schauen zu. So richtig schwedisch. Wir haben versucht ein paar mal ein bisschen Stimmung rein zu bekommen, aber da macht einfach NIEMAND mit. Aber das ändert sich dann schon ein paar Stunden später vor allem im Park. Da sind dann alle gut drauf und es kommt Festivalstimmung auf. Man sitzt einfach in der Wiese, es spielt Musik, Leute tanzen und wir hatten dieses Jahr sogar gutes Wetter.
Um 15h dieses Tages ist dann der quasi offizielle Frühlingsbeginn. Man trifft sich vor der Bibliothek und winkt mit seiner Studentmössa (in Skandinavien bekommt/kauft man zur Matura eine Kappe die zu bestimmten Ereignissen getragen wird). Kleine Blasmusikkapellen und Orchester spielen auf wobei die meisten der Musiker schon drei Tage lang gefeiert haben dürften … Im Zuge dessen hab ich auch ein neues Lied kennen gelernt – ist mir aufgefallen weil es einen deutschen Text hat.
Um Punkt 15:00h winken dann alle mit ihren Kappen und dann ist eben Frühling. Für all jene, die die Matura nicht geschafft haben, nie angetreten sind oder einfach nicht aus Schweden sind haben sie auch Papiermützen ausgeteilt – damit eben jeder mitmachen kann.
Uppsala ist ja eine Studentenstadt und da läuft das ganze System ein bissl anders ab als in Stockholm. Dort gibt es nämlich so Studentenverbände (Nations), ähnlich wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt. In den Häusern der Verbände gibt es dann den ganzen Tag Parties, man muss aber Mitglied sein um rein zu kommen. Manche Dinge passieren aber auch auf der Straße damit alle was davon haben – so wie diese wunderbare Swing Band.
Also um das ganze ein bissl zusammen zu fassen: die ganze Stadt ist im Ausnahmezustand. Es ist ein bissl wie ein wirklich großer Kirtag. Es ist natürlich keine Uni an diesem Tag (also eigentlich nur in Uppsala) und sehr viele Leute gehen nicht zur Arbeit (und am nächsten Tag gibt es meist eigene Öffnungszeiten …). Es gibt so viele verschiedene Dinge, da ist sicher für jeden etwas dabei – von Jung bis Alt, und für jeden Musikgeschmack. Wir sind dann am frühen Abend wieder nach Stockholm gefahren (ca. 1 Std mit dem Zug), die Parties gehen aber die ganze Nacht bzw. auch noch die nächsten Tage …
Von Uppsala selber hab ich jetzt ein bisschen mehr gesehen, aber so eine richtige Stadttour hab ich immer noch nicht gemacht. Der Dom in Uppsala ist das höchste Kirchengebäude in Skandinavien und Krönungs- als auch Grabstätte vieler schwedischer Könige sowie Sitz des Erzbischofs. So, Bildungsauftrag erfüllt.
Da ich dann schon am Abend zu Hause war konnte ich mir auch noch die Valborg Feier der Nachbarschaft ansehen. Es gab ein Feuer und es wurde gesungen. Kinder haben Gedichte aufgesagt oder gesungen und es war hauptsächlich was für Familien. Deswegen waren Peter und ich nur ca. 10min dort – als wir hingekommen sind hat sich das ganze aber auch schon eher aufgelöst.
Es ist ja jetzt angeblich Frühling, die Bäume werden schön langsam grün aber von Temperaturen wie in Wien können wir nur träumen- wobei wir heut sogar 17° bekommen sollen!
Schweden ist ja ein stark sozialistisch geprägtes Land und natürlich ist dann am 1. Mai in Stockholm einiges los. Ich war ja noch nie auf einem Maiaufmarsch also hab ich hier mal die Möglichkeit war genommen. Es gibt mehrere Züge von verschiedenen Parteien, die zwei großen werden von der Sozialistischen Partei und von der Links Partei organisiert – jeweils so 10.000 Leute (die Fotos davon sind auf der anderen Kamera, davon gibts jetzt leider keine).
Am Sonntag hab ich dann mit Peter einen Ausflug gemacht. Wir waren in Mariefred beim Schloss Gripsholm. Mariefred liegt am Mälaren (See), sowie sehr viele andere Schlösser. Der See Mälaren ist 72km lang (doppelt so lang wie der Neusiedlersee) und mündet in die Ostesee.
Das Schloss ist wirklich sehr schön! Ich finde es viel schöner bzw. interessanter als Drottningholm. Es gibt hauptsächlich Gemälde von schwedischen Adeligen zu sehen aber die Räumlichkeiten alleine sind einen Besuch wert. Es gibt auch ein Theater im Schloss das sehr schön ist.
Na gut, das war’s soweit von den letzten 2 Wochen. Heut ist „Ballettakademie Tag“ im Kungsträdgården und anschließend werde ich noch zu einer Impro Show gehen (ihr erinnert euch wie begeistert ich beim letzten mal war …). Morgen ist Veronica Maggio Konzert in Gröna Lund – dem Vergnügungspark – und am Freitag ist Architekturfestival. Also macht’s euch keine Sorgen, mir wird schon nicht langweilig.
Mein Semester dauert ja nun nur noch exakt ein Monat – bald ist’s also vorbei mit meinem Blog und ihr müsst euch einen neuen Sinn für euer Leben suchen, sorry. Ein Auslandssemester kann ich aber wärmstens empfehlen.
PS: Eines wollte ich unbedingt noch erwähnen: BEI UNS IST ES SCHON SOO LANGE HELL!! 1,5 Std. länger als in Wien. So lange wie es bei uns jetzt hell ist wird es in Wien auch am längsten Tag nicht. Der längste Tag in Wien (also auf die Sonne bezogen) ist am 21.6. und dauert 16:04h – in Stockholm haben wir dann 18:37h Tag. Dass es im Winter so lange dunkel ist, darüber spricht jeder. Aber dass es im Sommer soo lange hell ist, darüber hatte ich eigentlich nicht nachgedacht. Da fühlt man sich schlecht wenn man den ganzen Tag unterwegs ist, um 8:00 Heim kommt und müde ist, obwohl es draußen noch immer wie am Nachmittag aussieht …




















