Wieder Besuch und eine unvorhersehbare Sensation

Das Wichtigste zuerst: ich war heute laufen! Ja, wirklich! Eine Recherche in den Archiven hat ergeben, dass ich wohl 2008 am Wien Marathon teilgenommen habe (die kürzeste Strecke der Staffel wohlgemerkt). Zeitzeugen sind sich nicht ganz einig ob ich in den letzten 7 Jahren mal mehr als 200m in einem Stück gelaufen bin. Also beim Badminton spielen vielleicht – aber so richtig laufen??? Aber machts euch keine zu großen Hoffnungen – es waren nur 20min aber das wirklich überraschende ist die Motivation dahinter: ich dachte mir es ist ein schöner Tag heute und ich könnt doch laufen gehen. Kein Zwang, kein „du solltest mal Sport machen“ oder sonst was. Einfach so aus heiterem Himmel kommt mir dieser Gedanke und ich mach das dann auch wirklich. Wahnsinn.

Irgendwas hat es mit meinem Auslandsaufenthalt hier auf sich. In Schweden machen ja viele Leute Sport. Laufen, Radfahren, Langlaufen, … und es gibt fast an jeder zweiten Ecke ein Fitnessstudio – aber dass das auf mich Auswirkungen hätte? Also eher, dass ich was esse das ich nicht kenne …
Sollte es tatsächlich bis zum Äußersten kommen und ich in ein Fitnessstudio gehe holts mich bitte nach Hause und steckts mich in eine Psychiatrie, sonst ist wirklich alles verloren. Da müsste dann tatsächlich schon Gehirnwäsche im Spiel sein.

Na gut, jetzt weg von der Sensationsmeldung und hin zu den Geschehnissen der letzten Tage. Daniel und Marie haben mir einen spontanen Besuch am Wochenende abgestattet! Wir waren so richtige Touristen. Eine guided Tour + eigene weitere Erkundung in Södermalm, Fotoausstellung und dann Abendessen am Samstag. Daniel und Marie haben für Peter und mich Lasagne gekocht – nette Gäste die Zwei ;-).

Am Sonntag sind wir dann ins Vasamuseum (ja, ich war wirklich dort) und ins Nobelmuseum. Die Tour im Parlament war leider schon voll als wir dort waren, dann haben wir uns eben ein Plätzchen zum Essen gesucht und waren höchst erfolgreich. Wir haben zufällig das tolle und für Stockholm Verhältnisse günstige Lokal Snickarbacken gefunden. Glaub da werde ich wiedermal hingehen.
Das Nobelmuseum war eher enttäuschend. Es war gerade Umbau der Ausstellung und daher wirklich nur sehr wenig zu sehen, aber allgemein finde ich es nicht so gut (vor allem wenn man davor im Vasamuseum war). Aber Peter hatte mir schon gesagt, dass bereits an einem neuen gebaut wird – keine Ahnung wann das fertig wird. Ansonsten sind wir natürlich in der Altstadt und am Kai herumgelaufen. Schön war’s! Und einen Teil der Wachablöse haben wir auch gesehen – ich weiß nicht, aber ich finde, dass ist ein lächerliches Schauspiel dass da abgehalten wird. Am Sonntag hatte es übrigens 11°C – das war sicher der wärmste Tag heuer (am Samstag hatte es nur knapp über 0°), der Frühling kommt!!

Am Freitag war ich mit Rosemarie beim Vårsalongen (der Frühlingssalon) – das ist eine Kunstausstellung und anschließend noch was trinken. Rosemarie hab ich voriges Jahr in Wien kennen gelernt – sie hatte ein Auslandssemester dort gemacht und lebt in Stockholm. Versuche nun ein bisschen mehr Kontakt zu Schweden zu haben damit ich meine Sprachkenntnisse weiter vorantreiben kann.
Ich genieße es sehr ständig von der Sprache umgeben zu sein, ich bin mir sicher, dass das einen riesigen Vorteil hat.

Diese Woche steht hauptsächlich lernen am Programm, am Samstag hab ich die erste Prüfung.

My week with Mihalea

Wie schon angekündigt war Mihaela vorige Woche auf Besuch und wir haben einiges unternommen – die Erlebnisse möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

IMG_20150221_173810Gleich am ersten Abend haben wir einen abendlichen Spaziergang u.a. auf Skeppsholmen gemacht. Super romantisch! In der Dunkelheit auf der Insel, neben dem Wasser zu spazieren und rundherum die Boote und die Stadt beleuchtet, kann ich jedem nur empfehlen.

Am Sonntag sind wir dann im Djurgården herumgelaufen und haben uns mit Maarten und seinem Besucher aus den Niederlanden auf ein Getränk getroffen. Zum Djurgården sind wir mit der Fähre gefahren. Die Fähren sind ja Teil des öffentlichen Verkehrs und man benötigt kein zusätzliches Ticket oder so.

In der Nacht habe ich mir dann die Oscar Verleihung angesehen. Im schwedischen Staatsfernsehen gibt es ja keine Werbungen, da macht es gleich noch mehr Spaß, wenn man nicht alle 10min die gleichen 2 nervigen Werbungen sieht wie es auf so manch anderem TV Sender ist.

Am Mittwoch ist Mihaela zu Mittag nach Uppsala gefahren um Freundinnen zu treffen, die sie von ihrem Studium in Umeå kennt. Am Abend, nach meinen Vorlesungen, bin ich dann nachgekommen und wir sind mit Ylva und Vincent essen gegangen. Von Uppsala hab ich nun leider nicht wirklich was gesehen, das werde ich aber noch nachholen.

IMG_20150226_123231Ich habe vor ein paar Wochen mal einen flüssigen Schokokuchen gemacht und Peter gesagt er soll gerne auch was in die Arbeit mitnehmen. Er hat mir dann erzählt, dass sich alle sehr gefreut haben, dass er auch mal einen Kuchen mitbringt und sie haben zu zehnt an einem Stück Torte gegessen. Ich hab ihm dann versprochen mal einen Kuchen für ihn und seine Kollegen zu machen. Da wir nun geplant haben am Donnerstag, nachdem wir in Södermalm spazieren waren und den Uni Campus besichtigt haben auch ins Museum zu gehen, hab ich am Mittwoch noch eine Linzer Torte (was echt österreichisches) gebacken. Als wir am Nachmittag im Museum angekommen sind hatten Peter und seine Kollegen gerade fika. Alle haben die Torte gelobt und gemeint ich kann gerne mal wieder was für sie backen. Hab dann auch eine Kollegin aus meinem Schwedisch-Kurs getroffen (die anscheinend eine Arbeitskollegin von Peter ist) die mich nun hasst, weil ich ihr erzählt hab, dass ich alle Hausaufgaben so brav gemacht habe und super motiviert bin.
Peter hat uns dann eine „Hinter den Kulissen“-Führung im Naturhistorischen Museum gegeben – das war sehr interessant. Das Museum an sich ist sehr schön, im Vergleich mit dem Wiener aber eher auf Kinder ausgerichtet.

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Oliver, Mirela, Mihaela & Lukas

Am Freitag sind wir rechtzeitig aufgestanden um unseren Zug nach Göteborg zu erwischen. Der Busfahrer hätte uns diesen Plan fast vermasselt – hat er doch gedacht eine andere Buslinie zu fahren und ist einfach falsch abgebogen. Wir hatten dann nur 4min zum Umsteigen am Hauptbahnhof, aber es ist sich alles ausgegangen. Nach Göteborg sind wir mit dem „weltweit schnellsten Zug zwischen Göteborg und Stockholm gefahren“ – also so wird er zumindest beworben. 3 Std. hat die Fahrt gedauert. Dort angekommen hat schon Mirela (Kollegin aus meinem ersten Schwedisch-Kurs) auf uns gewartet die uns dann eine Führung durch die Stadt gegeben hat. Später ist dann noch Lukas (auch aus dem ersten Schwedisch-Kurs) zu uns gestossen. Wir sind dann noch ins Hasselblad Center und am Abend dann mit Elisabeth und Jan Essen gegangen.

This restaurant is cash free for a safer experience
This restaurant is cash free for a safer experience

Die zwei kennt Mihaela aus Österreich – sie haben in Krems studiert und auch geheiratet. Elisabeth kommt aus Schweden, Jan aus Finnland und die beiden wohnen jetzt eben in Göteborg. Am nächsten Tag sind wir dann wieder mit der Fähre gefahren. Vor Göteborg gibt es ein paar Inseln die man mit dem öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kann. Wir sind einfach bis zur dritten Halte-/Anlegestelle (Insel) gefahren, dann ein bisschen herumgelaufen und in die nächste Fähre wieder eingestiegen und zurück gefahren. War wirklich sehr schön dort. Im Sommer, wenn es warm ist und man eventuell sogar baden kann, wäre es sicher traumhaft – mal schaun …

Naja, dann wieder zurück nach Stockholm und am nächsten Tag ist Mihaela schon wieder abgereist – so schnell vergeht eine Woche, aber super schön war’s! Ein paar mehr Fotos von all den Aktivitäten gibt es hoffentlich bald – hab viel analog fotografiert, sobald die Filme entwickelt sind werde ich sie nachreichen! Ich weiß eh, dass niemand so viel lesen will und alle nur die Fotos schauen ;-).

Am Sonntag hatte ich schon das Gefühl nicht ganz fit zu sein, in der Nacht hab ich dann mehrmals erbrochen und den nächsten Tag dann so gut wie nur im Bett verbracht. Heute geht es schon viel besser – das Haus hab ich heute auch noch nicht verlassen, morgen starte ich dann wieder richtig durch!

Meine erste Besucherin

Nachdem die vorige Woche eher ruhig war gibt’s heute nicht so viel zu erzählen. Habe mich darauf konzentriert viel Uni Zeug erledigen zu können und meine Projekte voranzutreiben weil ich diese Woche nicht soviel Zeit für diese Dinge aufwenden werde, da meine liebste Mihaela auf Besuch ist.
Das bedeutet aber auch, dass die nächsten 8 Tage eher mit Aktivitäten vollgepackt sind, der Bericht davon wird es dann aber erst Anfang März geschrieben werden und bis dahin Funkstille (von meiner Seite) herrschen – Kommentare dürft ihr natürlich immer gerne hinterlassen!

Jetzt trotzdem kurz zur vorigen Woche: Am Montag waren wir in einem Spielelokal. Da gibt es Brettspiele zum Ausborgen man kann aber auch Tischtennis, Tischfussball, Shuffleboard usw. spielen. Das Lokal ist in einem Keller und „Baustellenflair“ trifft es glaub ich ganz gut. Manche Durchgänge sind recht grob ausgestämmt und die Böden teilweise einfach roh und staubig. In einem der vielen Räume steht dann zB einfach ein alter Schreibtisch mit Kerzen usw. Sehr spannendes Interieur.
Am Dienstag waren wir bei Martin zum Essen eingeladen – da durfte ich dann auch seine und Maartens Freundin kennen lernen (also jeder von ihnen hatte seine Freundin dabei, sie müssen sich keine teilen) – war ein sehr netter Abend. Und am Freitag Abend haben wir uns bei Elena und Markus in der Wohnung getroffen, das war auch sehr nett. Bisher also meist bei Leuten daheim und nicht so viel unterwegs – das wird sich nächste Woche wohl ändern!

Woche 4 – wie die Zeit vergeht …

Diese Woche ist eigentlich nicht so viel passiert, ich werde mal wieder ein paar geographische Dinge über Schweden schreiben. Aber erst mal zu den Geschehnissen:
IMG_20150208_123059Samstag Abend waren wir erstmal in einem Club – Under Bron. Da zahlt man 160 Kronen Eintritt (~€18), es gab dann 3 Floors und die Musik war gut, ein netter Abend. Ich finde, man kann den Club einigermaßen mit der Pratersauna in Wien vergleichen – also von der Musik aber auch dem Publikum, der Location aber auch den Preisen.
In Schweden kann man ja quasi alles bzw. überall mit Kredit/Bankomatkarte zahlen. Also im Studentenpub an der Bar, in jedem Restaurant/Cafe, den Geschäften sowieso und was man sich auch für noch so ungewöhnliche Orte vorstellen kann. Das Tüpfelchen am i war für mich der Fotoautomat im Club: funktioniert nur mit Karte.

10958092_10152980811166980_7824401134217929503_oAm Sonntag waren wir wie angekündigt bei der City Hall Recpetion. Es haben uns u.a. die Stadtratspräsidentin und der Vize-Bürgermeister begrüßt und ein bisschen was erzählt. Jede „Präsentation“ hat nur zwischen 5 und 10min gedauert – ich bin gewöhnt, dass wenn bei uns ein Politiker mal ein Mikro vor dem Mund hat sich unter 15min Selbstbeweihräucherung nix abspielt, hier in Stockholm ist das ganz anders! Die Leute sagen, dass sie sich freuen, dass wir uns für Stockholm entschieden haben, warum es für die Stadt/das Land wichtig ist, dass viele internationale Leute herkommen usw.
Sie haben uns auch dieses Video gezeigt:

Der Teil hat dann eben ca. 35min gedauert, dann gab es etwas zu essen und trinken – also eine kalte Hauptspeise – nicht Brötchen oder irgendeine Kleinigkeit.

Kung Carl XVI Gustaf och Ray Pierrehumbert. Foto: Eva Dalin
Kung Carl XVI Gustaf och Ray Pierrehumbert. Foto: Eva Dalin

Am Mittwoch war ich dann bei einer „Open lecture“. Raymond Pierrehumbert hat derzeit die königliche Gastproffesur für Umweltwissenschaften inne und hat im Rahmen dessen diese Vorlesung gehalten. Er ist Klimaforscher aus den USA bzw. Professor am University College in Chicago. Kurz bevor die Vorlesung begonnen hat, sind plötzlich die Leute im Hörsaal aufgestanden – der König ist einfach so vorbei gekommen. Er hat sich in die erste Reihe gesetzt und sich die Vorlesung angehört. Na hab ich den König auch noch getroffen.

Im Anschluss an die Vorlesung gab es noch eine Podiumsdiskussion – da war neben Professoren der Uni die Vize-Premierministerin, Åsa Romson, dabei (Umweltministerin von den Grünen). Waren zwei sehr interessante Stunden!
Hier kann man die Vorlesung übriges nachschauen (auf Englisch): http://www.science.su.se/om-oss/kalendarium/%C3%B6ppen-f%C3%B6rel%C3%A4sning-med-raymond-pierrehumbert-1.214953

Was in Österreich der Faschingdienstag ist, wird in England und, ich glaube auch in anderen Ländern, als Pancake Day „gefeiert“. Also vor der Fastenzeit werden noch alle dann verbotenen Lebensmittel aufgebraucht. Ich kam vor kurzem in den Genuss die finnische Variante von Palatschinken zu kosten – Pannukakku – super lecker!!

Jetzt also zum Österreich – Schweden Vergleich im Bezug auf Einwohner und Fläche:

svergie-oesterrike-01Einwohner:
AT: 8,57M / Wien: 1.8M (21% der Landesbevölkerung)
SE: 9,64M / Stockholm: 0.86M (9% der Landesbevölkerung)

Fläche:
AT: 84 000km2
SE: 438 000km2

Schweden ist also mehr als 5x größer als Österreich, hat aber nur um 12% mehr Einwohner.

Damit man sich das besser vorstellen kann hab ich die Arealitätsziffer berechnet – diese gibt an wieviel Fläche jedem Einwohner im Durchschnitt zur Verfügung stehen
AT: 10m2 / Person
SE: 45m2 / Person

Wobei man natürlich dazu sagen muss, dass wir in Österreich auch noch die Alpen haben, der Dauersiedlungsraum in AT liegt bei durchschnittlich 42% – da wären wir dann bei lediglich 4m2 / Person.
In Schweden ist schon mal ~10% der Fläche Wasser und im Norden leben auch nicht unbedingt viele Leute, angaben zum Dauersiedlungsraum hab ich leider nicht gefunden – man kann sich aber anhand der 2 Kärtchen ein Bild davon machen.

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Interessant ist an dieser Stelle eventuell auch noch der Primacy Index. Der gibt an, um wieviel die größte Stadt eines Landes größer ist als die nächst größte. Wobei sich Größe hier auf die Bevölkerung bezieht. Also Wien ist 6,5x größer als Graz. Stockholm aber nur 2,5x größer als Göteborg.

Und jetzt soll mir mal einer erklären, warum ich die Bevölkerungsgeografie Prüfung nicht geschafft hab, so gscheit wie ich bin ;-)

Apropos: in Schweden bekomm ich für eine meiner Lehrveranstaltung 7,5 ECTS – die beinhaltet 18 Stunden Vorlesung, einen Report (~8 Seiten) sowie eine Prüfung, für welche während des Semesters ein Buch gelesen wird und Fragen beantwortet werden sollen die dann zur Prüfung kommen. Und das ist eine Vorlesung aus dem Master, also keine nur für Erasmus Studenten oder so.

In Österreich bekomme ich 6 ECTS für die Bevölkerungsgeo LV die 31,5 Std an Vorlesung beinhaltet, eine ~25seitige Semesterarbeit (wofür man u.a. Daten analysieren muss, Grafiken erstellen und auswerten usw.) und dann noch die Prüfung für welche man u.a. ein 170seitiges Skriptum lernen muss und man alle Formeln darin auswendig wissen und anwenden können muss sowie die Definitionen zu den Konzepten.

Das war Woche 3

Diese Woche hat es wieder geschneit und nun ist richtig Winterstimmung aufgekommen. Der Schnee bleibt nun endlich mal ein paar Tage liegen, das kälteste jedoch, das ich bisher hier erlebt habe waren -5°C. Apropos Minusgrade: am Montag habe ich mich mit Kollegen getroffen um zu besprechen ob wir nach Lapland fahren. Dort hat es derzeit um die -15°C, es kann aber auch -30°C haben. Ob nun eine Reise nach Kiruna zustande kommt steht noch in den Sternen. Ich würde mit dem Zug fahren, die anderen aber fliegen und da hängt es eben davon ab, an welchen Tagen es günstige Flüge gibt und dass wir dann eben alle Zeit haben – es ist ein bissl kompliziert.

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Ich glaub manchmal kann man sich Fotos sparen – aber als Beweis, dass ich dort war trotzdem eines …

Vorigen Sonntag waren wir ja wie angekündigt bei der Eiskunstlauf EM. Es war auch ein österreichisches Team dabei. Die waren kurze Zeit auf dem ersten Platz aber nur weil die russischen Paare erst später dran kamen. Da merkt man auch als Laie einen riesen Unterschied.
Martin und ich haben das österreichische Team natürlich lautstark angefeuert, die 2 Schwedinnen neben uns haben dann gefragt woher wir sind – als hätte sich diese Frage nicht von alleine beantwortet ;-). Was mich jedoch eher verwundert hat ist, dass ich das Alter der Damen auf zumindest 60 schätzen würde und wir uns auf Englisch unterhalten haben. Ich glaube nicht, dass viele Österreicherinnen in dem Alter Englisch sprechen. Würde mich interessieren ob es damit zusammen hängt, dass das in Schweden schon länger in der Schule unterrichtet wird oder (auch?) damit, dass fremdsprachige Filme nicht übersetzt werden sondern nur schwedische Untertitel bekommen – man also auch viel mehr mit Englisch konfrontiert ist.

Am Dienstag war mein erster Schwedischkurs. Leider bin ich nicht optimal eingestuft worden und in der Pause wieder nach Hause gegangen. Hab mit der Lehrerin besprochen, dass ich in den höheren Kurs wechseln werde. In dem Kurs waren neben einer anderen Österreicherin auch einige Leute aus Deutschland. Leider wurde in der Pause dann teilweise Deutsch gesprochen, worauf eine der Deutschen meinte, dass sie es hasst, dass „die Deutschen“ überall sind und man auch, wenn man ins Ausland geht um andere Kulturen kennen zu lernen, man ständig Landsleute um sich hat.

Am Mittwoch war ich dann beim Tag der offenen Tür im Jensen Gymnasium. Hab dort mit dem Stv. der Direktorin gesprochen und auch gefragt ob ich mal hospitieren kommen kann – so wie es aussieht kann ich im März im Englisch Unterricht vorbei kommen. Er hat mir dann per Email auch geschrieben ob ich nicht mal supplieren möchte – das wär soo cool wenn ich das machen könnte, mal schauen ob das was wird.
Dieses Gymnasium hat eine internationale Ausrichtung und die Schwerpunkte sind Menschenrechte, nachhaltige Entwicklung und globale Kooperation. Er hat mir auch gesagt, dass sie immer an Partnerschulen im Ausland interessiert sind und ob ich nicht Schulen in AT kenne die an einer Partnerschaft interessiert sein könnten – mal schauen, werde ein paar Lehrer anschreiben. Wer was weiß, einfach bescheid geben!

Nach dem Film waren wir noch was trinken
Nach dem Film waren wir noch was trinken

Am Donnerstag haben wir uns dann „The Imitation Game“ im Kino angesehen – kann den Film sehr empfehlen. Es geht um Alan Turing, der ein Pionier der Informatik war. Es ist ein Hollywood Film, also man muss nicht unbedingt mit dem Konzept der Turing Maschine vertraut sein um den Film genießen zu können ;-). Der Regisseur ist übrigens Norweger.

Das mit den Lehrveranstaltungen auf der Uni ist nun schon richtig in Gang gekommen. Die Kurse, die ich besuche, sind sehr interessant. Wie schon erwähnt sind die Vorlesungen kaum von denen in AT zu unterscheiden jedoch müssen wir schon während des Semesters Reports bzw. ein Proposal schreiben, diese präsentieren und diskutieren sowie Literatur lesen. Das bin ich von AT nicht gewohnt, es macht mir aber sehr Spaß und interessiert mich. Ich finde es sehr gut wie es hier abläuft weil ich mich sonst während des Semesters nicht so sehr mit der Thematik beschäftigen würde sondern nur für die Prüfung am Ende lernen würde. Ich denke, dass es so viel mehr bringt – ob dem wirklich so ist kann ich wohl erst sagen wenn ich wieder zurück bin.

Gestern und heute scheint zur Abwechslung mal die Sonne. Da war ich dann natürlich motiviert ein bisschen in der Stadt herum zu laufen.

Apropos wo ich wohne. Sundbyberg ist eine eigenständige Stadt, die aber von Stockholm komplett eingeschlossen ist. Ins Zentrum fahre ich erst mit dem Bus (~5min) und dann mit der Tunnelbana (U-Bahn) – das dauert gesamt etwa 30min. Die Station, bei der ich ein- bzw. aussteige heißt Hallonbergen – was übersetzt Himbeerberge heißt. Super idyllisch alles hier ;-)

Morgen findet am Nachmittag die „City Hall Reception“ statt. Die Stadt Stockholm lädt 500 Studenten aus dem Ausland ein das Rathaus zu besichtigen – mit Führung und eben einem Empfang.
Hier die Ankündigung was bzw. wer uns dort erwartet
The reception will be hosted by the President of the Stockholm City Council, Mrs. Eva-Louise Erlandsson Slorach. During the event you will also meet the Vice Mayor for Schools and Education, Mr. Olle Burell, Mrs. Anna Gissler, CEO of Stockholm Business Region Development, Mrs. Maria Fogelström Kylberg, Managing Director at Stockholm Academic Forum and Mr. Teo Strömdahl Östberg, President of the Stockholm Federation of Student Unions. During the welcome ceremony you will receive a brief introduction to the City of Stockholm and its famous City Hall. After the formalities all guests will be invited to a mingle with refreshments.

Bin schon gespannt wie das wird – klingt sehr formell aber auch interessant.

Das war Woche 2

Erst mal zu dem Foto oben: so sieht es am Abend neben dem Haus aus, in dem ich wohne. Ich bin nun 2 Wochen hier und es ist am Abend schon eine halbe Stunde länger hell – das merkt man richtig, wie die Tage länger werden.

Am Uni Campus haben die unterschiedlichen Studienrichtungen Pubs in denen manchmal einfach Bar-Betrieb ist aber auch manchmal Events statt finden.

Beim "strip the willow" tanzen
Beim „strip the willow“ tanzen

Vorigen Freitag waren wir bei solch einem Event der Geografen – Burn’s Night hieß das, es ging da um den schottischen Nationaldichter Robert Burns. Ein Professor – in Schottenrock – hat Texte verlesen, dann gab es Haggis zu essen und Whiskey Verkostung. Anschließung wurde noch ein Tanz einstudiert und zu Live Musik getanzt. Gekostet hat das alles (bis auf die Getränke) nichts. Anschließend sind wir noch auf eine Erasmus Party gegangen. War gar nicht soo schlimm wie ich vermutet habe, aber trotzdem, naja …

Am Vormittag war ich noch bei einer Bustour durch Stockholm. Die Uni hatte mehrere Busse und Guides organisiert und wir wurden 2 Stunden lang durch die Stadt chauffiert und haben einiges interessantes erfahren.

Am Samstag bin ich dann mit Vincent, den ich aus dem Schwedischkurs kenne, in Södermalm herumgelaufen – schön war’s:

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Der ganze Schnee ist schon wieder weg, es hatte ständig Plusgrade in den letzten Tagen

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Sonntag Abend hab ich dann zum Essen in unserer Wohnung geladen. Die Cooking Challenge hat Lasagne für Jänner auf den Menüplan geschrieben. In Schweden kann man ja auch am Sonntag alles einkaufen (die Supermärkte haben oft jeden Tag bis 22:00 offen, daran gewöhnt man sich recht schnell). Also alles, außer Alkohol. Den kann man nur in den staatlichen Shops erwerben die immer schon am Samstag am frühen Nachmittag zusperren. Ich hatte gedacht es gibt da Ausnahmen weil ich bei einem Supermarkt auch Wein im Regal gesehen habe. Für die Lasagne wurde Rotwein benötigt, den ich dann auch in besagtem Supermarkt erworben habe. Merlot – Product of Germany. Dass da ‚Alkoholfritt rött vin‘ dabei steht hab ich erst Zuhause gesehen – mir war gar nicht bewusst, dass es alkoholfreien Wein gibt. Da haben sie mich reingelegt, die Schweden. Naja, das Essen war trotzdem gut und der Abend sehr nett.

Am Montag Abend waren wir dann wieder in der Stadt unterwegs. Als Erasmusstudent ist man ja dazu verpflichtet, mindestens 2x pro Woche auszugehen. Das unterschreibt man in dem Vertrag. Wirklich. ;-)
Jedenfalls hat es uns in ein Jazz Lokal verschlagen. Franziska, eine Musikstudentin aus Österreich, hat das glaub ich ausgesucht. IMG_20150126_211451Glenn Miller Cafe – klingt schon mal super. Dort angekommen folgende Szene: nettes kleines Lokal, vollkommen überfüllt. Na gut, dann stehen wir halt die ganze Zeit. Die Band: 2 Saxophonisten, 1 Kontrabassist und ein Schlagzeuger beginnen „Free Jazz“ zu spielen. Hab ich noch nie erlebt, war – nennen wir es „interessant“. IMG_20150126_215045Auch wie die Zuschauer im Lokal so reagieren. 2 Lieder haben sie bis zu Pause gespielt, die war nach ~45min. Dann sind wir gegangen, weil es so heiß und eng war. Vor dem Lokal noch ein bissl mit einem Schweden geplaudert, fragt er uns woher wir so kommen. Finland, Austria … Austria? The saxophonist is from Austria! Na gut, dann wieder rein und mit dem Saxophonisten plaudern. Er ist Schwede und ist mit einer Burgenländerin verheiratet. Sie wohnen in Kittsee. Er organisiert öfters Jazz Events in Parndorf und Wien. Der andere Saxophonist heißt übrigens Fredrik Ljungkvist, der hat sogar einen Wikipedia Eintrag auf Deutsch, der muss schon richtig berühmt sein ;-) http://de.wikipedia.org/wiki/Fredrik_Ljungkvist

An dem Abend waren wir zu sechst unterwegs – 3 Finninnen und 3 ÖsterreicherInnen. Eigentlich hatte ich nicht vor überhaupt Kontakt zu Österreichern zu haben – man will ja Kontakt zu Schweden und anderen internationalen Leuten – aber sie sind sehr nett und wir sprechen immerhin kein Deutsch – also fast.

Diese Woche hat dann auch der zweite Kurs auf der Uni begonnen. Eigentlich läuft das hier auf der Uni anders ab, als ich dachte, dass es ablaufen würde. Ich dachte, dass die Lehrveranstaltungen mit Anwesenheitspflicht sind und mehr Seminarcharakter haben. Tatsächlich läuft es genau so ab wie bei den Vorlesungen bei uns. Nur sind wir hier immer recht wenig Leute. Es sind aber auch alles LVs aus dem Master. Ein Unterschied ist jedoch, dass man mehrmals die Woche LV hat und eben nur über das halbe Semester. Weiters gibt es Projekte bzw. Aufgaben an denen man arbeitet und nicht nur am Ende des Semesters für die Prüfung lernt.

Ich würde ja gerne auch das schwedische Schulsystem ein bissl näher kennen lernen, ich hoffe, dass ich mal die Möglichkeit bekomme zu hospitieren – also Unterricht zu beobachten. Hab letztens mal recherchiert ob es in der Nähe auch Gymnasien gibt (in Schweden dauert das Gymnasium nur 3 Jahre, also da gibt es quasi nur die Oberstufe, davor ist man in der mellanskola – also Mittelschule). Hab dann sogar ein IT Gymansium gefunden und die hatten heute Tag der offenen Tür, den ich natürlich besucht habe. Mit einem Lehrer hab ich dann geplaudert und mal meinen Wunsch angebracht, er hat gesagt er wird das mal an die Englischlehrerin weiterleiten (weil Deutsch wird an der Schule nicht unterrichtet und ich würd dem Unterricht schon gern auch inhaltlich folgen können …). Ich hoff das wird was, werde dem Direktor noch eine Email schreiben.

Am Nachmittag war ich dann noch in der Fotografiska. Das ist quasi ein Foto-Museum. Mir ging es hauptsächlich darum die Fotos von Jimmy Nelson zu sehen. Er hat eine Serie mit dem Namen „Before they pass away“ fotografiert. Es geht dabei um indigene Bevölkerungsgruppen. Wirklich gute Fotos!

http://www.beforethey.com/

Die zweite Ausstellung, die dort zu sehen war, waren Fotos von Herb Ritts. Der Name sagte mir gar nichts, aber viele Fotos davon kannte ich und umso mehr begeistert war ich dann als ich seine anderen Fotos sah und erfuhr, dass er u.a. auch das Video zu „Wicked game“ gemacht hat. Das war ja damals, es wurde 1991 veröffentlicht, ein Skandal so ein Musikvideo im Fernsehen zu zeigen. Nicht, dass ich mich dran erinnern könnte es als Baby mitbekommen zu haben, das hab ich mal gehört. Die erste Version des Musikvideos war übrigens von David Lynch, aber es kennen alle nur die zweite Version:

Um ein bissl name-dropping zu betreiben hier ein paar Leute, die er fotografiert hat: Cindy Crawford, Naomi Campell, David Bowie, Jack Nicholson, Demy Moore, Madonna, Michael Jackson, Seymour Philip Hoffman, Sinnead O’Connor, John Travolta, Sean Penn, Mel Gibson, Julia Roberts, Al Pacino, Drew Barrymore aber auch Helmut Newton und viele viele mehr. Also, absofort kennt den Namen jeder von euch: HERB RITTS!

Zwischendurch war ich auch ein einem Buchgeschäft um mir ein Englisches Buch zu bestellen und hab dann wieder bei den schwedischen Kinderbüchern vorbei geschaut. Diesmal hab ich mir Emil i Lönneberga von Astrid Lindgren gekauft. An der Kassa haben sie mich gefragt ob sie es als Geschenk einpacken sollen – glaubt ja niemand, dass das für mich ist. Es ist allgemein so, dass meist angenommen wird, dass ich Schwede bin bzw. zumindest Schwedisch spreche. Es ist mir noch nie passiert, dass mich jemand gleich auf Englisch angesprochen hat oder zu Englisch gewechselt hat, als ich auf schwedisch gesprochen habe. Das passiert ja typischerweise.

Morgen gehts zur Eiskunstlauf EM und am Dienstag beginnt der Schwedischkurs – yeah!

Das war die erste Woche

Nachdem ich nun fast eine Woche hier bin gibt es endlich ein Update. Am Montag war Welcome Day – erst am Institut und am Abend am Uni Campus für alle Incomings. Am Institut sind wir 20 neue Incomings u.a. aus den Niederlanden, Griechenland, Bulgarien, USA, Shanghai und Taiwan sowie ein Kollege von der Uni Wien. Die meisten anderen Erasmusstudenten sind 20 oder 21 Jahre alt – da fühl mich tatsächlich ein bissl alt …

Unserer Institut ist in Kista (und somit als einziges nicht am Campus) situiert wo viele internationale Firmen aus dem IT Bereich ihre Büros haben.

Kista gilt als das größte IT-Zentrum Schwedens, vielleicht sogar Europas. Die Spitznamen Wireless Valley und Science City hat sich Kista durch die Ansiedlung wichtiger IT- und Mobilfunkunternehmen gemacht.

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Ich werde noch bessere Fotos nachliefern – komm mir nur immer ein bissl blöd vor alles zu fotografieren – immer diese Touristen ;-)

sagt Wikipedia dazu. Das Gebäude, in dem wir beheimatet sind ist sehr neu und super ausgestattet. Es gibt viel Platz zum Arbeiten, einige kleine Besprechungsräume die man buchen kann aber auch einen Essensbereich wo man Kleinigkeiten kaufen kann aber auch Kühlschränke und Mikrowellen wenn man sich was zu Essen mitnimmt. Das Informatik Institut ist übrigens der Fakultät für „Social science“ unterstellt und nicht, wie man vermuten würde, den Naturwissenschaften. Der Studienprogrammleiter hat uns erklärt, dass hier die Interaktion mit den Menschen im Mittelpunkt steht und nicht so sehr z.B. das Programmieren an sich – darum geht’s auf der technischen Uni. In Wien ist Informatik eine eigene Fakultät, die Uni Wien hat aber auch 15 und nicht nur 4 wie die Uni Stockholm.

Ich hab mich ja sehr gefreut, dass ich einen Erasmusplatz bekommen hab, aber anscheinend sind die Informatiker in Wien nicht unbedingt die Menschen mit großem Fernweh (oder wanderlust, wie es so schön auf Englisch heißt) – von 34 Plätzen auf ausländischen Unis sind 5(!) Plätze vergeben (erasmus.univie.ac.at/site/plaetze – dann Informatik als Studienrichtung auswählen).

imageBeim Welcome Day Event der Uni am Abend waren wir in der Aula Magna am Campus. Dort gab es unterschiedliche Präsentationen u.a. eine Vorstellung der Uni allgemein und wie das Studieren in Schweden funktioniert, Infos zu Ausflügen u.a. nach Lappland, Norwegen usw., über Schwedischkurse (dazu später) und vieles andere. Es war recht gut organisiert und kurzweilig. In der Pause gab es so eine Art Messe und es gab Sandwiches und Getränke. Das ganze hat bis ca. 21h gedauert – als wir gegangen sind hat es gerade leicht geschneit. Es war für mich etwas komisch, dass sich Leute über Schnee freuen, für mich ist das etwas ganz normales, aber wenn man z.B. aus Griechenland kommt nicht unbedingt. Es war auch lustig anzusehen wie unsicher sich manche Leute auf vereisten Wegen bewegen.

Als Austauschstudent kommen wir in den Genuss kostenlos einen Schwedischkurs besuchen zu können. Es gibt natürlich Anfängerkurse (es hat mich ehrlich gesagt gewundert, dass keiner der Erasmusstudenten, die ich bisher getroffen hatte, sich zumindest ein bisschen mit Schwedisch beschäftigt haben) aber auch für alle anderen Niveaus. Dafür gab es heute einen Einstufungstest – bin schon neugierig wie sie mich einstufen. In Wien gibt es sowas übrigens nicht – da müssen sich die Studenten aus dem Ausland den Deutschkurs selber zahlen.

Da ich mich bisher noch nicht soo viel Zeit mit Schweden verbracht habe kann ich noch nicht wirklich viel über kulturelle Unterschiede sagen – aber damit ihr ein bisschen eine Idee davon bekommt zwei Videos dazu: